43     O Haupt voll Blut und Wunden

1.
O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron',
o Haupt, sonst schön gezieret
mit höchster Ehr' und Zier,
jetzt aber hoch schimpfieret,
gegrüßet seist du mir!
2.
Du edles Angesichte,
davor sonst schrickt und scheut
das große Weltgerichte,
wie bist du so bespeit,
wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
dem sonst kein Licht mehr gleichet,
so schändlich zugericht't?
3.
Nun, was du, Herr, erduldet,
ist alles meine Last;
ich hab' es selbst verschuldet,
was du getragen hast.
Schau her, hier steh' ich Armer,
der Zorn verdienet hat.
Gib mir, O mein Erbarmer,
den Anblick deiner Gnad'!
4.
Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir!
Wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt du dann herfür!
Wenn mir am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten kraft
deiner Angst und Pein.
5.
Erscheine mir zum Schilde,
zum Trost in meinem Tod,
und lass mich sehn dein Bilde
in deiner Kreuzesnot!
Da will ich nach dir blicken,
da will ich glaubensvoll
fest an mein Herze drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.

« 42: Einst zog in niedern Hüllen

44: Wer hat dich so geschlagen»

 Gerhardt, Paul (1607-1676)

Originalfassung

 Roi couvert de blessures

 O Hoofd vol bloed en wonden

 O sacred Head, now wounded

 Herzlich tut mich verlangen

 Haáler, Hans Leo (1564-1612)

Variations

 Gesangbuch 1925

 A-Moll 4/4