48     Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenke

1.
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.
2.
Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unserer Statt gemartert und zerschlagen,
die Sünde tragen.
3.
Welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt, ich seh und ich empfinde
den Fluch der Sünde.
4.
Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb’ und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken
am Kreuz erblicken.
5.
Seh ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
So sei’s doch mir, trotz allen frechen Spottes,
die Weisheit Gottes.
6.
Da du dich selbst für mich hingegeben,
wie könnt ich noch nach meinem Willen leben?
Und nichts vielmehr, weil ich dir angehöre,
zu deiner Ehre.
7.
Ich will nicht Hass mit gleichem Hass vergelten,
wenn man mich schilt, nicht rächend widerschelten,
du Heiliger, du Herr und Haupt der Glieder,
schaltst auch nicht wider.
8.
Unendlich Glück! Du littest uns zugute.
Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute.
Du hast mein Heil, da du für mich gestorben,
am Kreuz erworben.

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 Gellert, Christian F?rchtegott (1715-1769)

Originalfassung

 Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenke

 Franc, Guillaume (um1515-1570)
Crüger, Johann (1598-1662)

 Fis-Mol 2/2